Zusammen mit anderen Akteur:innen der Hochschullandschaft ruft die Landesvertretung Akademischer Mittelbau auf zur Demonstration „Berlin ist #unkürzbar – Umverteilung jetzt!“ am Samstag, den 22. Februar 2025, 14:00 beim Roten Rathaus.
Weiteres zur Demonstration findet sich auf der Seite des Bündnisses: https://berlin-ist-unkuerzbar.de/
Redebeitrag der LAMB-Vertreterin: #berlins HERZSTÜCK ist unkürzbar!
Der Dramatiker Heiner Müller macht 1983 in einem sehr kurzen Text mit dem Titel Herzstück ein wichtiges Angebot: „Darf ich Ihnen mein Herz zu Füßen legen?“ Wir, der akademische Mittelbau der Berliner Hochschulen, wollen das heute aufgreifen und legen unsere Herzen zu Füßen dieser Stadt, dieser Regierung – aber unter einer Bedingung: Wir bauen darauf, dass nicht länger darauf herumgetrampelt wird! Denn die Berliner Hochschullandschaft ist mit ihrem vielfältigen Angebot bundesweit einzigartig! Die aktuelle Finanzpolitik des Senats aber setzt diese Einzigartigkeit und Vielfalt – die unsere Herzensangelegenheit ist – aufs Spiel! Das können wir nicht zulassen!
Für uns ist klar: Hochschule ist unkürzbar!
Meine Kolleg:innen im akademischen Mittelbau – viele sind davon heute hier im Hochschulblock – arbeiten an Universitäten, an Fach- und Kunsthochschulen und Forschungseinrichtungen dieser Stadt für die Sicherung von Bildung, von Gesundheit; sie widmen sich der Erforschung von globaler Welt-Geschichte, Naturphänomenen oder Technologien in all ihren komplexen Zusammenhängen; sie forschen zu Fragen der Gestaltung der sozialen, kulturellen und politischen Gegenwart. Sie bilden Studierende aus, darunter auch Lehrer:innen, die die Stadt so dringend braucht; sie stellen also jeden Tag ihre Expertise für die Herausforderungen unserer Zukunft zur Verfügung. Das ist ein Herzstück der Stadt: Berlin profitiert und pulsiert durch die Wissenschaft, durch die Fächervielfalt und den exzellenten Verbund aller Standorte.
Dieses Gut ist für Berlin unschätzbar und unverzichtbar: Wir sagen: Es ist unkürzbar!
Es herrscht aktuell große Verunsicherung, auch Wut und Fassungslosigkeit in den Reihen meiner Kolleg:innen, die hervorragende Arbeit leisten und deren wissenschaftliche Karrieren hier in Berlin mit auf dem Spiel stehen. Es drohen Stellensperren und der Abbau von Arbeitsplätzen, vor allem von befristet wissenschaftlichem Personal. Das darf nicht sein!
Die Folge wird der Verlust an Attraktivität von Berlin als Wissenschaftsstandort sein und damit die Abwanderung von klugen Köpfen, auch und gerade aus der akademischen Mitte. Das Herz, das so kräftig schlagen kann, wird absichtsvoll von dieser Berliner Politik aus dem Takt gebracht. Wenn aber eine Herzkammer nicht funktioniert, gerät das gesamte System ins Wanken und es wird irreparable Schäden geben. Schäden auf Kosten der Wissenschaft, der Gesellschaft und auch für Berlin. Diese Schäden werden um ein Vielfaches höher sein, als ein kleinkrämerischer Finanzsenator je ausrechnen kann. Denn sie liegen nicht im Bereich von Zahlen.


Gewachsene Fächerkulturen sollen in einem Atemzug als Doppeltangebote vom Tisch gewischt werden, ohne die tiefgreifenden Bedeutungen und Bedarfe überhaupt anzuschauen, die damit für einzelne Berliner Standorte verbunden sind? Kleine Fächer, die uns Expertise für kommende Generationen auch in Nischen sichern, die morgen relevant werden können, sollen ‚mir nichts, dir nichts‘ abgestoßen werden anstatt sich schützend vor sie zu stellen?
Wir appellieren auch an Sie, liebe Wissenschaftssenatorin, liebe Ina Czyborra: Gebieten Sie dem deutlich und fundiert Einhalt! Weil es hier um willkürliches Streichen und strukturelles Kaputtsparen geht. Wenn sie es nicht tun, müssen wir wohl einhelfen:
Das ist nicht hinnehmbar, denn Hochschule ist unkürzbar!
Wir fordern den unbedingten Schutz des wissenschaftlichen Personals! Frau Czyborra, Herr Wegner: Sorgen Sie im Gegenteil endlich für bessere und verlässliche und viel mehr unbefristete Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft. Wir fordern: Nehmen Sie Ihre Verantwortung als Land als größter Arbeitgeber für Wissenschaft und Bildung wahr.
Ihre Botschaft an diese Stadt muss sein:
Das ist uns wichtig, wir stehen zu unseren Zusagen in den Hochschulverträgen, das ist unkürzbar!
Zuletzt: Wir stehen als akademischer Mittelbau solidarisch hinter den Hochschulleitungen, die dieser Art der Politik, mit der Axt dreinzuschlagen, ebenso fassungslos gegenüberstehen und die nun zurecht juristische Schritte gegen die Aufkündigung der Hochschulverträge ernsthaft in Betracht ziehen. Die akademischen Senate von HU, TU und auch FU haben ihren Präsidien hierfür Rückendeckung mitgegeben. Einstimmig hat der Akademische Senat der HU hier in diesem Haus Unter den Linden bekräftigt, sich heute und hier und auch weiterhin geschlossen mit den Akteur:innen aus Bildung, Kultur und Sozialem gegen die ungerechtfertigten Sparbeschlüsse zur Wehr zu setzen. Wir lassen uns als Bündnis nicht gegeneinander ausspielen.
Wir legen Ihnen unsere Herzen zu Füßen. Berlin braucht unseren gemeinsamen Pulsschlag! Meiner ist auf 180! Das ist unser Angebot: Wir sind unkürzbar.
Constanze Baum
im Februar 2025
Ein weiterer Redebeitrag von Benjamin Bisping (LAMB-Vorstandsmitglied, TU Berlin): „Was ist noch garantiert?“
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